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Milcherzeugergenossenschaft ist verärgert über sinkende Preise
Klötzer Bauern in Salzwedel bei Protestaktion dabei
Von Harald Tüllner



Die Bauern der Milcherzeugergenossenschaft Klötze beteiligen sich an einer Protestaktion in Salzwedel. Sie werden am Dienstag, 29. April, vor dem dortigen Aldi-Markt Milchprodukte kostenlos vorrangig an Sozialschwache und die Salzwedeler Tafel verteilen.

Klötze. " Die Protestaktion in Salzwedel ist unsere Reaktion auf die sinkenden Preis für Frischmilch. Für uns als Betrieb ist die Situation äußerst schwierig geworden ", erklärte Raimund Punke, Geschäftsführer der Milcherzeugergenossenschaft Klötze. " Im Monat März haben wir für den Liter Milch statt 40 Cent lediglich 32 Cent bekommen. Und wie die weitere Preisentwicklung aussieht, wissen wir nicht. "

32 Cent je Liter sind für Landwirte zu wenig

Zwar hatte die Genossenschaft schon für 26 Cent pro Liter ihre Frischmilch an die Molkerei abgeben müssen, doch zu der Zeit waren die Getreidepreise wesentlich günstiger. " Mit den angehobenen Getreidepreisen ist auch das Kraftfutter, auf das wir angewiesen sind, extrem teurer geworden ", erklärte Raimund Punke. Auf den leichten Altmarkböden sei bei Getreide kein vernünftiger Ertrag möglich. Mit den 32 Cent pro Liter Frischmilch gehe es der Genossenschaft fast schlechter als vor geraumer Zeit mit den 26 Cent je Liter, ist der Geschäftsführer überzeugt.

Zwei Monate lang hatte die Klötzer Genossenschaft 40 Cent je Liter Milch von der Molkerei bekommen. " Das war ein guter Preis, und wir konnten investieren. Inzwischen müssen wir rechnen, wie wir den Preisverfall abfangen können. Mit den acht Cent weniger für jeden Liter Milch fehlen uns im Monat März immerhin rund 53 000 Euro ", erklärte Raimund Punke. Und eine Förderung gibt es bei der Milchproduktion nicht, obwohl diese arbeitsintensiver als der Anbau von Getreide und Zuckerrüben ist. " Das wissen leider viele Verbraucher nicht. "

Eigentlich werden die Preise für sechs Monate festgelegt. Die Molkerei behält sich aber vor, im Folgemonat das Geld für die gelieferte Milch zu überweisen. " So haben wir erst am 15. April erfahren, dass wir nur noch 32 Cent pro Liter für die im März gelieferte Milch bekommen. Wenn jetzt die Supermärkte ankündigen, die Milch um bis zu 20 Prozent billiger anzubieten, ist das für uns nicht mehr nachvollziehbar ", sagte der Geschäftsführer.

" Für viele Milchproduzenten werden die nächsten Monate kritisch. Hier wird wieder ein Preiskampf auf dem Rücken der Bauern ausgetragen ", schätzt der Klötzer Geschäftsführer ein. Eine Ursache sieht er im hohen Kurs des Euro gegenüber dem Dollar.

Inzwischen droht der Milcherzeugerverband schon, den Molkereien keine Milch mehr zu liefern. Raimund Punke dazu : " Man müsste wirklich Zeichen setzen. Doch ein Boykott der Molkereien ist schwierig, weil wir als Genossenschaft Miteigentümer sind. Und die Supermärkte werden dann ihre Milch sicher von anderen Erzeugern beziehen. "

Für Raimund Punke ist das Verschenken von Milchprodukten an Sozialschwache und die Salzwedeler Tafel günstiger, als ein Boykott der Molkereien : " Bei dem Hunger auf der Welt ist es in meinen Augen sträflich, Nahrungsmittel dem Verderb Preis zu geben oder gar zu vernichten. "



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Dokument erstellt am 25.04.2008 um 06:00:30 Uhr
Erscheinungsdatum 25.04.2008 | Ausgabe: klz